Silberglocke wechselt Standort
von Hans-Josef Wagner
Die Christusglocke im Glockenturm der St. Andreas Kirche in Landstuhl, das im Volksmund genannte „Silberglöckchen“, wurde am 14.02.2013, um 11.00 Uhr aus der Turmspitze herunter in die Glockenstube gebaut.
Just zu diesem Zeitpunkt, welch ein Zufall, läuteten die Glocken von Heilig Geist und die der Protestantischen Stadtkirche.
Über diese Glocke schrieb der Glockensachverständige Volker Müller aus Maxdorf in seinem Gutachten vom 14.04.2000:
„Bei dieser mittelalterlichen Glocke von 1456 handelt es sich um ein äußerst wertvolles, formales wie klangliches, Kunstwerk.
Es ist zutiefst zu bedauern, dass diese wunderschöne Glocke praktisch funktionslos und auch relativ schwer zugänglich, d.h. den Augen und Ohren von Kunst- und Glockenfreunden entzogen – im obersten Teil des Turmes hängt, wo sich auch keine Jalousien befinden.
Daher wäre unser allerdringlichster Rat für das Gesamtgeläute, dass man dieser wertvollen Denkmalglocke wieder eine liturgische Läutefunktion gibt, sie mit einer Läutemaschine ausstattet u n d sie möglichst auch in die große Glockenstube umhängt, wo sich heute das Hauptgeläute der Kirche befindet.“
Geschichtliche Aufzeichnungen belegen, dass diese e“-Glocke wahrscheinlich auf dem Kloster Disibodenberg geläutet hat oder dort gegossen worden ist.
Es wird angenommen, dass sie eine von 6 oder 7 Glocken war, welche die Landesherren nach Auflösung des Klosters auf die umliegenden Gemeinden verteilte. Allerdings ist ihr Verbleib zwischen 1555 bis 1809 unbekannt.
Seit 1809 hängt sie im oberen Turmraum der St. Andreas Kirche an einem eigenen Holzglockenstuhl.
Die umlaufende Inschrift der Christus Glocke lautet:
- o rex - glorie - criste - veni - cum - pace - anno - dni - M – CCCCLVI -
Glockengebet war im 15. Jahrhundert sehr weit verbreitet, im Zusammenhang mit dem kirchlich angeordneten “pro-pace-Läuten".
Die Gussjahreszahl der Glocke wurde gelegentlich fälschlich mit 1404 angegeben.
Die Buchstabenfolge nach den vier Hundertern - C - ist aber eindeutig LVI, also
50 + 5 + 1, d.h. also 1456.
Die Glocke hat einen Durchmesser um die 71 cm und wurde beim Ausbau am 14.02.2013 mit 249,5 kg gewogen.
Es gibt nur noch etwa 40 mittelalterliche Glocken in der Pfalz.
Der o.g. Vorschlag von Herrn Volker Müller wird nun Wirklichkeit. Die Christusglocke
(Silberglocke) wird mit den vier neuen Bronzeglocken am 05. März 2013 in den neu renovierten Glockenturm mit eingebaut.
(hjw)